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er etwas Neues bringt, sollte
auch wirklich Neues zu bieten
haben. Auf Basis dieser golde-
nen, leider oft missachteten Regel blieb
Fischer & Fischers Erfolgslautsprecher 550
volle zwölf Jahre aktuell. Im HiFi-Bereich
ist das eine halbe Ewigkeit. Aber mit glei-
cher Konsequenz wurde er nun zur 570
grundlegend renoviert.
Wie bei allen Boxen des sauerländi-
schen Herstellers ist ihr Gehäuse aus 20,
an manchen Stellen sogar 23 Millimeter
dicken Schieferplatten das Hauptmerkmal
der satte 129 Kilogramm schweren 570.
Die steht auf massiven Fußtraversen; es
gibt sie mit naturbelassener (SN) oder in
Wunschfarbe lackierter Oberfläche (SL).
Der Grund für Schiefer ist simpel: Dank
seiner Stabilität wird er praktisch nicht
von der Schallenergie der Chassis ver-
formt, so dass diese zum fförer gelangt,
statt in Resonanzen zu verpuffen. Zudem
erstickt die amorphe Struktur dieses
Materials den Aufbau von Schwingungen
bei bestimmten Tonlagen - Stich-
wort Eigenresonanz - bereits im
Ansatz.
So weit, so gut. Uns erscheint
indes noch wichtiger, was Ent-
wickler
Michael
M udra
an
speziellen Zutaten für die 570 ent-
warf und manches auch wieder
verwarf, um schließlich ein Resul-
tat zu erzielen, das uns gelinde
gesagt erstaunt. Unter Beibehal-
tung des Grundkonzepts - zwei
parallel arbeitende Tiefmitteltö-
ner umschließen einen Tweeter
und werden von seitlich einge-
setzten, auf ein Bassreflexsystem
wirkenden Woofern unterstützt
- blieb sozusagen kein Stein auf
dem anderen.
So wurden sämtliche Treiber
geändert. An die Stelle der frü-
heren Tiefmitteltöner mit Mag-
nesiummembran rücken nun sol-
che, deren Diaphragma aus einem
fünftägigen Sandwich besteht.
Dieses setzt sich aus Kevlar und
hauchdünnen Papierlagen zusam-
men, die mit Hilfe einer speziellen
Folie verklebt sind. Angeblich hat
das komplizierte Verfahren bei
dem Spezialisten, der das 18 Zen-
timeter durchmessende Chassis
exklusiv für Fischer &Fischer
fertigt, einiges Kopfzerbrechen
verursacht.
Dafür soll es jedoch gerade in den obe-
ren Lagen trotz der Leichtigkeit seines
Schwingapparats besonders hohe Steife
bieten und selbst bei hohen Pegeln nicht
„auforechen“. Anders also als seine Vor-
gänger, die ein gewisses „Ringing“ erzeug-
ten, das der 550 zwar zu strahlender Prä-
senz verhalf, Stimmen jedoch einen küh-
len, leicht artifiziellen Hauch verlieh.
H ochtöner felsenfest fixiert
Davon ist nichts geblieben. Die 570
ist ausnehmend homogen und bietet
zugleich extrem kohärente, aufgefächerte
und durchhörbare Klangbilder. Daran
hat der „Air Motion Transformer“ von
Mundorf aus Köln entschei-
denden Anteil, der oberhalb
von 2800 Hertz übernimmt
und zwischen den Tiefmit-
teltönern in dem gemeinsa-
men soliden, weil aus dem
Vollen gefrästen Aluminium-
rahmen sitzt.
Die Sauerländer bezie-
hen ihn als Rohling
ohne Frontplatte
und pressen ihn in
die auf ein H un-
dertstel Millimeter
genaue
Ausspa-
rung des Alu-Trä-
gers.
Zusätzlich
wird der Tweeter
mittels einer von
vier Bolzen gehal-
tenen Metallplatte
Die Rückansicht zeigt
das Bi-Wiring-Terminal
mit rhodinierten
Kupferklemmen sowie
die „Atemlöcher“ der
Tiefmitteltöner
STICHWORT
aufbrechen:
Bei Membranen meint
dies verzerrende
Partialschwingungen,
die oberhalb be-
stimmter Frequenzen
und Pegel auftreten.
Hatte zwölf Jahre lang
Bestand und wird nach
wie vor angeboten: die
je nach Oberfläche SN
oder SL genannte 550 mit
Magnesium-Treibern und
Hochtonkalotte
felsenfest verblockt,
um selbst geringste
Eigenbewegungen zu
unterbinden, die Sig-
nalverluste respektive
V erzerrungen
zur
Folge hätten.
Gut so, denn
wenn
man
den Chassis
schon ein der-
art solides Umfeld bieten kann,
wäre es doch sträflich, dessen Sta-
bilität nicht so effizient wie mög-
lich auf alle Teile des Lautsprechers zu
übertragen, oder?
Gewiss trägt diese Sorgfalt zu der extra-
ordinären, weil glasklaren und trotz prä-
ziser Definition beinahe unauffälligen
Hochtonwiedergabe bei. Im Laufe des
Einspielens verliert der zunächst noch
leicht hervorstechende Folien-Tweeter
Die Reflexoffnung
der Tieftöner geht nach
vorne raus
Hochwertige, üppig dimensionierte Bauteile
prägen den Aufbau der einfach gehaltenen Frequenzweiche
1/2014 STEREO 13